Dienstag, 27. September 2011

*:|:wort:|:feld:|:arbeit:|:

als der himmel einbrach,
war ein gewöhnlicher tag, gewöhnlich im reduzierten sinne von gewöhnlich.
die sehnsucht nicht unterzugehen im begrifflichen symbolschein,
innerhalb der abermilliarden wortfelder
sein eigenes abzustecken, zu pflegen und früchte der arbeit zu teilen.
doch weitergedacht sind es nicht nur die früchte, sondern auch die arbeit selbst.
und da merkte ich wieder – worte reichen nicht.
ich komme mir unglücklich bewusst vor, wenn ich undankbarkeit oder dankbarkeit mit worten transportiere. warum gehe ich davon aus, dass es gut möglich ist?

*

I tried my best to throw away the mask
*

jeden tag stirbt man ein bisschen mehr ab. mir zuliebe werde ich alles niederschreiben, nieder mit wissen, nieder mit repräsentation, nieder mit symbolen.


Sonntag, 18. September 2011

*ob in gesellschaft oder alleine,

ob in gesellschaft oder alleine, ihn durchsetzten widerstimmen. besonders fragen, scheinbar mit solider fragwürdigkeit, ein fettes, winselndes fragezeichen am ende. ab und zu erfasst von verschluckten oder gestotterten oder genuschelten sprechpatzern, nicht weiter schlimm.
die widerstimmen werden, durchfahren von ehrlichkeit, ausgesprochen;
doch "gesagt" bedeutet nicht "gelöst", manchmal bedeutet "gesagt" nur "angedeutet", kurzweilig "offenbart". das ich, die werdegänge offenbart.

sie würde gerne ..

während er sein herz nach stärke, seine taten nach sinngehalt, seine wirkung nach relevanz wiegt,

.. an seiner seite wachsen.

(es ist nicht schön, und auch nicht leicht,
egal, ob andere dies genauso oder ganz anders sehen,
das wesen von menschen zu erfassen; ... nicht ganz unmöglich.)

als er das ausmaß seiner jetzigen welt reflektiert,
hektik, verdichtete muster aus asymmetrischen lebenslinien;
als würde er blut in jeder blutbahn fließen spüren,
die eindrücke des bisherigen daseins und schaffens alle auf einmal vollständig abrufen;
die widerstimmen verschwinden nie für immer, oder?


(ich glaube, manche zerren am mund,
andere engen das blickfeld ein,
und vielleicht dieselben beschweren den gang,
wiederum andere erschaudern die haut,
mitunter gibt es auch welche, die am persönlichen, lebensaufnehmenden sinnstützpunkt rütten.)

[....]

Montag, 12. September 2011

*Gedanken[p]ranke

Seit letzter Zeit habe ich vermehrt das Bedürfnis entwickelt, die Gedanken in mir zu verschriftlichen. Sich einfach (mehr) mitzuteilen, auch wenn die Weise, auf die dies erfolgt, ihre Tücken hat, erscheint es mir wichtig. So starte ich eine Art „Gedanken[p]ranken“ – Ranken zu Gebieten, zu denen mich meine Gedanken führten. Zugleich Pranken von ihrer Bewegung her – einnehmend und ausschlagend. Auslöser waren nicht nur Bücher, Filme, Kunst generell, auch Ereignisse, die vor allem mich betrafen o d e r zumindest streiften. Ich merke auch immer mehr, wie wichtig es ist innezuhalten, sich seiner Innerlichkeit und inneren/äußeren Eindrücken zuzuwenden…
Es ist nicht mein primäres Anliegen, doch fände ich es gut, den einen oder anderen zu animieren durch das, was ich mitteile; sei es ein angenehmer, kurzfristiger oder negativer Impuls.


Versuch # 1


Warum Rilke / Darum Rilke

In der Schulzeit las ich alle Bücher, die uns Lehrer als Pflichtlektüre auftrugen – ohne großen Protest, mit Hingabe, phasenweiser Unlust. Darüber hinaus kaum, und falls doch, so scheint dies in meiner Hirnabteilung nicht verzeichnet. Außer „Der Gurkenkönig“ – eines Sommers fand ich ihn zufällig in unserem ungarischen Ferienhaus, das war´s auch schon mit der Anekdote. Ich las gerne, diskutierte mit, aber Lesen war nicht einmal ein Hobby für mich (ich mag das Wort „Hobby“ nicht, deswegen habe ich es verwendet). Mit siebzehn, anbrechenden achtzehn Jahren änderte sich dies. Es lag nicht nur am Ausarbeiten der Spezialgebiete (komischerweise war ich da sehr ehrgeizig und früh dabei, sie zu erstellen). Camus´ „Der Fremde“ und vieles aus seinem Lebenswerk war mein ersterer, intensiverer Kontakt zum Lesen. (Mittlerweile ist meine Einschätzung bezüglich Camus´ Literatur in ihrer idealisierenden Ausschließlichkeit verflogen, aber nicht ganz. Mich faszinierte und fasziniert nach wie vor, wie aktiv er Natur beschreibt bzw. aufleben lässt.) In der achten Klasse suchte ich begleitend zu den klassischen, repräsentativen Werken der deutschen Strömungen, wie wir sie im Deutschunterricht erfuhren, sekundäre Texte. Ich fing also an, mehr oder weniger eigens zu reflektieren. Ich habe mich mehr Texten hingegeben, Zustände kennengelernt, die ich zuvor nicht oder kaum kannte, am wenigsten in mir selbst. Ich habe bei Filmen geweint (Schweinchen Babe 2  - als der Hund träumte, seine Räderkrücken abzuwerfen und in einer sonnendurchfluteten Wiese herumzuspringen…das alles in einem polnischen Kleinkino. Oder bei König der Löwen – völlig verständlich, als Mufasa fallengelassen wird und stirbt), aber bei Büchern nie – oder Tränen gelacht. Mit Camus und Borchert (wie hätte ich Tränen zurückhalten können?) kam die Wende. Meine Wende. Nun ja, mittlerweile kann ich sagen, es waren bis dato viele Wenden, auch Rückwenden. Ich habe das Gefühl (und vergewissere mich dessen oft), dass mir oft durch Zufall oder was auch immer Worte zukommen, die ich brauche und suche, ohne dass ich erpicht gedrängt danach suche.  So ähnlich war und ist es bei Rilkes Worten. Mir würden einige Metaphern für diese Wort-schätze einfallen, doch würden sie sich, denke ich, selbst rückziehen wollen, nachdem sie ausgesprochen bzw. aufgeschrieben wurden. Rilkes Arbeiten trafen mich in einer Zeit, an die ich mich ungern, wirklich ungern und zugleich verheilten Sinnes zurückerinnere. Die Liebe zu jemandem Großartigen nahm mich mehr mit, als ich mir eingestand, und ich konnte es nicht einmal als Liebe grob definieren, was viele Konflikte, vielfältigen Kummer und widersprüchliche Fragen aufwarf. Ich hatte mit einem mir vertrauten Feind zu kämpfen, vor allem auf körperlicher Ebene. „Ich wusste nicht, wo mir der Kopf stand“ – inhaliere ich diese Worte, offenbart sich mein Zustand wohl, besser kann ich es nicht mitteilen im Moment. Das universitäre Treiben und der familiäre Druck wurden zum Hindernis, einer Scheißhürde, die mir im buchstäblich im Magen lag. Es sind in dieser Zeit (jedoch) kraftvolle Texte meinerseits entstanden, die ich in selbstvergessenen Stunden, unter Fassungslosigkeit, Verzweiflung und Versöhnung, Hoffnungsaufleuchten extrahiert habe. Ich will nicht beurteilen, wie gut oder misslungen, sie sind Ausdruck, Ausbruch, Notwendigkeit…Leben (auch wenn ich es selbst manchmal nicht wahrhaben möchte).
Vielleicht schweife ich zu sehr ab oder umher, ich versuche nun, konkreter  zu schreiben. Ich besuchte eine Vorlesung zur deutschen Literaturgeschichte, Zeitraum 1848 – heute ungefähr. Es genügt wohl nicht lange zu eruieren, dass Rilke einer der Protagonisten war. Zu lesen waren „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ und einige Gedichte, interessehalber auch seine Schriften zur Literatur und Kunst.  Ich kenne niemanden, dessen Worte so umgarnen, beleben, heilen, entgiften, bestätigen, aussagen, wahrhaftig klingen, ohne schönzureden oder schwarzzumalen. Selbst ohne Vergleich hätte ich die Gewissheit, dass nur er solche Worte hinterlassen konnte. (Und so etwas wie Gewissheit über etwas zu haben, behaupte und fühle ich in ganz ganz wenigen Fällen.) Sie sind für mich Wunder, Balsam für Risse und Bruch mit Übeln, tiefgründig und unergründlich, das Leben in seinen Anfängen und Enden, die Zeit in ihrer Zeitlosigkeit und Realisierung / Entfaltung, Ja und Nein, Liebe…
Metaphern verlassen ihre Begriffsrändern, übersteigen sich und wirken nicht bloß als Metaphern.
Ein Mehr an Seele.
Ich feiere ein Fest meiner Existenz, unserer Existenz, wenn ich mich darin verliere. Wiederfinde - alte Wurzeln und sprießende Blüten meiner Selbst, selbst die, die an den Wurzeln verwelken.
Hier möchte ich nicht in meinen Sätzen unbedingt nachvollziehbar sein.
Mir fällt ein Schlagwort ein, mit dem Rilke in Verbindung gebracht wird – „Dingkult“. Vielleicht enthält seine Literatur visionäre Popart-Elemente, greift auf ironisierende Weise auf poetische Bilder wie die Rose oder den Garten zurück. Dinge sprachlich zu reflektieren, der Wahrnehmung willen.  Aber mit Sicherheit liegt seine Genialität nicht nur in diesem Bereich.
[Fortsetzung folgt]

Montag, 5. September 2011

schrff

ich muss zugeben, selbst mit vorstellungen zu operieren /

es ist kein wohles bewusstsein um deine vorlieben, sondern einfangendes netz an beschränkten möglichkeiten, doppelschächtig blockierter freiheit.

ein wunder punkt liegt auch darin, im bewusst-werden genügsam zu wirken ---

was bringt es informationen zu horten - eine empfängnis ohne geburt [eigener ideen]; vermutlich tritt die angst vor totgeburten eher ein.

wie kann man dem ahnen entkommen, in deinem erzählten kontingent behandelt zu werden // selbstregulierte kontigenz.

*schönes (wieder)finden

:sie verspürten keinen normalen hunger:
die kunst war ihre nahrung ...
zum tode geweiht?
nein, denn sie aßen; mit keiner ästhetik noch notwendigkeit aufgeladen.
schön waren ihre träume und fürchterlich ihr einbrechendes bewusstsein.

geiz ist nicht geil // kapitalistische notgeilheit.
der geschmack von frischwasser [unverseucht...weh tut es zu wissen, dass dies keine allgültigkeit behaupten kann]

[[bewusst möchten wir unsere gedanken zu frischwasser machen.]]

utopie, schreit das herz, ist unser delikt
stimm ein, ich habe deine stimme erwartet
erwürgen wollte ich meine
aber kam ich zur besinnung[slosigkeit]
sehnte ich mich schon immer nach wasserfrischen tonfällen -- nun weiß ich es:
die frische von wasser, wie sie eben [unbeschreibbar]

FANG AN.