Montag, 21. November 2011

*ablaufdatum unserer lebenszeichen

er hat der welt viel mitzuteilen:  er würde zweitausend seiten schreiben,
weiße seiten, mit durchsichtiger tinte vollschreiben, einkratzen, einritzen, eintanzen und einstampfen;
weil schon alles an worten geschrieben wurde.
er sucht einen gedanken inmitten aller umherwitternden,
an den er sich hängen kann, innere ruhe finden, vielleicht eine art einklang.
nun geht er wieder in sich hinein, und tritt heraus,
aus sich
von ihm aus?
ist er verloren und fiebernd
allein unter allen
ins gewebe der umwelt transplantiert
somit auch das beste von ihm fehlpositioniert

jeden tag impft er sich den gedanken ein: im hier und jetzt ist er. das ist die realität. das ist das leben.
(sein heißt hier werden; nicht immer entspricht das sein dem werden.)
nur das ist für ihn momentan das selbst-verständliche, weiters nichts.
diese innere ruhe, erreichte und kurzweilige ruhe, gleich einem atmenholen,
keine krämpfe, keine peinlichkeit,
so kostbar, weil unmittelbar und absolut erfüllend/vereinnahmend,
seine komplementärfarbe zur verdreckten farbschlacke hunderter bilder,
in HD einer innerlichkeit,
ruhe.

Samstag, 19. November 2011

*kürzlich

die welt ist klein
und meine grenzen sind riesig.
worauf ist noch verlass in meinem bewusstsein?
was ist noch glaubwürdig?
es heißt, die erinnerungsfähigkeit,
das konfigurieren von erinnerungsbildern, reanimieren von erinnerungsgefühlen sei unzuverlässig, durchgehend modifiziert.
ich weiß das, ich habe es erkannt (natürlich nicht nur ich),
also verhalte ich mich dementsprechend.
es ist nicht bloß ein sachverhalt; es wirkt so tief, so eindrücklich - wie könnte ich es verleugnen und zugleich bei(m) bewusstsein bleiben?
*
woher rührt diese entfremdung?
und wieso verfalle ich nicht einem wahnsinn, der mich auf der straße fallen und liegen und nicht wieder aufstehen lässt?
aber diese entfremdung, sie lässt mich nicht wiederauferstehen.
aus meiner asche. aus meinem alltagsstaub, angesammelt in den herzkammern. aus meiner alltäglichen asche.
sie hält mich und ich halte mich wohl an ihr.
ich könnte ein leben lang pflastersteine zählen und wäre erfüllter als durchfahren von dieser entfremdung.
es besteht so viel sinnloses an meiner welt, ich weiß nicht, ob auf jeder welt -
meine entfremdung lässt sich vor lauter sinnfreiheit, sinnlosigkeit in keine worte gießen,
in keine lebenswerte zeitdauer fassen,
sie kennt kein maß.
ich schreibe ihr entgegen - sag mir die gründe: bin ich zu taub vor lauter hinweisen und überflutet vor lauter signalen, die stimmen? kenne ich meine gründe so gut, und entfremdet sich mein ich, weil ich sie nicht verfolge, ihnen nicht gehorche?
*
todessehnsucht mag erkösen, und das äußerste (von sinnenenden) hervorlocken,
ist aber keine lösung.
*
hat es dich nicht eher kaputt gerichtet, ramponiert,
unvollendet, verkohlt und vertrocknet,
narkotisiert, und tatenlos gemacht,
daran zu denken, den tod als möglichkeit weiterzuleben zu empfangen?
du hast dich im sehnen nach ihm zu lieben gelernt. du bist aufgeblüht, verglüht, du hast gelächelt und
den frieden gefunden, die nacht bis zum morgen zu verleben;
in todessehnsucht wurde jeder tag, jede nacht, jeder verlauf und ablauf zu einem einheitlichen ...
zu irgendeinem? unter dem diktat des todes wird alles egal oder krampfhaft gehalten, erwünscht, angestrebt,
das leben selbst umweint oder ausgetrieben.
du hast nicht nur einmal gefragt
oder mit dem gefühl, ein noch einzig letztes mal zu fragen, wie es dazu kam und kommt,
wo du dich doch in facettenreicher werdenden auslegungen befandest -
nicht bloß befandest, sondern befördertest.
und immer diese entfremdung.
mittlerweile fasst du es nicht, wie du es schaffst zu leben:
leben bedeutet hier - aufzustehen, sagen wir reduziert - das gefühl dieser ungeheuren entfremdung und schweifenden todessehnsucht zu kachieren, aber nicht davon loszukommen. eigentlich war das nicht reduziert gesagt, sondern eine mögliche formulierung, doch keineswegs annehmbar.
*
wie gefühle wahnsinnig machen können, und es tun,
verdrehen und sich vor worten verziehen,
bis der körper zersplittern möchte, weil er sich im vollzug des bewusstseins so anzufühlen scheint,
nein - nicht nur scheint, die logik der gefühle lässt ihn zersplittern, aber die realität nicht, auch wenn die realität ohne den körper in jeweiliger zeitspanne nicht wäre,
was wohl zwischen realität und körper existiert
es wäre keine metapher mehr << an der realität zu zerbrechen >>
so lautet die logik der gefühle:
und sie hasst es, dass metaphern so häufig fallen -
was vermögen sie dann noch auszudrücken?
nichts gemessen an der realität des körpers
nichts, das der realität des körpers gerecht und geheuer wird.
authentischer wäre es, mit einem einzigen wort, erfunden oder gefunden oder beliebig/zufällig, sein leben zu benennen oder -
ein einziges wort auszuleben ...
mit wort ist gefühl gemeint, körper, und auch realität.
wer würde, sobald er die macht dieses eines wortes erkannt hat, davon loskommen können? sei es aus liebe, sei es aus entsetzen.
wer würde keine worte in bildern erkennen?
vor allem - wer würde die schönheit von wortlosigkeit, ein erfahrbares jenseits von worten nicht verstehen?
sein leben wäre, sein einzelnes leben, ohne zusätzliches, ein beweis dieses verstehens.
alle würden verstehen, aber nicht verstehen müssen.
alle würden vestehen, weil sie nicht verstehen müssten.
*

>>> weg mit deiner ideologischen schlinge, es gibt > das verstehen < nicht, es ist immer konkretisiert, m subjekt, im hier und jetzt, nicht konjunktiv.

es sprach meine innere stimme,
die ideologiemuster ziemlich absichtslos aufzeichnet:
manchmal tust du dir besseres,
indem du die erkennbaren worte deiner inneren stimme nicht relativierst.
ich habe es selbst erfahren. <<< 

Donnerstag, 17. November 2011

*die töne ziehen schleifen

die töne ziehen schleifen, schleifen ihre routinen und unsere sinnesenden. ich weiß nicht, bewegt die musik das licht? sie dringt auf jeden fall durch körper hindurch: ich sehe nicht mehr, wo körper beginnen, aufhören, denn die seelen atmen musik aus. keine einzelnen lieder; variierendes akustikwellenanschwellen.
ich sehe den nun rötlichen farbschleier, deine haut und dein gewand synchronisierend.
die kellnerin verschüttet den bestellten wein, ihre halbherzige entschuldigung passt für dich, denn es ist dir ohnehin egal:
du siehst wie ich das vorübergehen;
wir vereinen uns in monochromer abschweife,
und verlieben uns aufs neue (das heißt diesmal neuartig und deckungsgleich) in ein band aus tönen, unkonzentriert, das wiederkehrt, relevant wie der fünfzehnte atemzug in dieser stunde.
ich stütze meinen blick in bewegungen ab;
möbiusbandartig spricht meine tanzende hand und zerplatzt ihre sprechblasen. sprechblasen, in denen worte zerfasern (durch die miteingeschlossene luft)  – sie werden zu atem¦luft.

Dienstag, 8. November 2011

[x] // ein schluck oktober 2011

ich schreibe, weil ich zu viele unabgeschlossene gedanken in mir trage und noch mehr gedanken um diese gedanken.
wie viel theorie verträgt ein mensch? (und das nicht rein theoretisch!)
[x]
ich finde es manchmal zynisch, aber andernfalls mutig, notwendig und heilsam, dinge aufzudecken, bloßzustellen, ohne hinblick auf schmerzliche oder scharfe widerstimmen. (oder doch gerade in hinblick darauf?)
dinge - das sind erlebnisse, betrachtungen, geschehnisse, sachverhalte, zwischenmenschliches, ...
[x] ist kein ding, natürlich, aber ... "ein gegenstand meiner betrachtung"? es geht doch weit über meine selbst-initiierte wahrnehmung hinaus.
empathie hin oder her -
empathie verhält sich schwer: wo liegt der rahmen von einem fremdbild/selbstbild?
zerbröckelt nicht eher das vertrauen ins selbst, bevor es seine undurchlässigen, nachvollziehbaren und stabilen rahmenlinien erkennt?
wird es nicht krankhafte irrationalität, sobald man sich ihm in durchgängigem drift >grund-los< überlässt?
ich habe schon öfter gehört: natürlichkeit ist ein konstrukt.
heute konkret feststellen dürfen: häufigkeit fällt mit wahrscheinlichkeit zusammen.
nun ist es so, dass unwahrscheinliches spitzfindig aufgefächert als originell gilt (vgl. kurze selbstbeschreibungen unserer zeit, ....). das ist natürlich, aber nicht einzigartig.
in diesen standpunkt geraten kann mich nicht die idee vertrösten, dass die mischung/kombination/permutation das einzigartige ausmacht. kein mensch ist einzigartig, vielleicht oder nur die mischung seiner züge. das schöne zeigt sich oder zeigt sich nicht, wenn man diese züge entlangfährt:
ein mensch wird zur landschaft, in der man stapft und blüten streift, willkürlich - bei aller liebe, das gehtempo eigens reguliert, mehr oder weniger oder nicht vom anderen oder von anderen geleitet;
ein mensch wird zum event
hologramm
schallraum
zwangssitzungspartner,
zeitmagnet,
imaginärem du,
grund, verstehen zu wollen.

[x], aber nicht nur [x], hat viele fragen in mir aufgeworfen:
warum nicht mediale (?) präsenz mit authentischer/körperlicher/face-to-face in realzeit/biologischer >>> ich weiß es zu umschreiben, aber nicht mit einem einzigen ausdruck, denn alle worte scheinen hintergehbare gedankengänge zu eröffnen - begrenzt, aber nicht begrenzend;

reaktion auf das, was man geschaffen hat:
wie temporär, kurz, anonym sie sein kann,
so schnell untergehen kann und zeit haarspalterisch aufwühlt und empfinden lässt.
[x] ist nicht auf seine kunstwerke zu reduzieren, im bewusstsein dessen, dass ich im grunde einen großteil, den man über [x] zu denken, zu fühlen glaubt, daraus beziehe.
will ich mich in seine bewusstseinsfelder bewegen, werfen sich wiederum verflucht praktische und/oder theoretische fragen auf

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du bist ein mensch \ \
          was für ein mensch! 

es reizt mich auf, mein kopf dröhnt, er verkrampft vor übelkeit und absurdität, weil meine meinung nicht zählt - tut sie das? - sag es mir, und zwar so, dass du es nie infrage stellen würdest, auch wenn du könntest.
ich erbreche vor der belanglosigkeit (meiner existenz)
brauche dein mitgefühl nicht,
ich weiß, ich verschulde mich selbstständig,
aber jetzt geht es um die missgunst darüber,
sie ist so hässlich und gemein und hirnrissig und dumm und undankbar und schäbig,
ja nichts als scham, schande und ein wirklicher grund, mich als bloßen menschen infragezustellen.

wollt ihr nicht in bewusster und voller kraft nachvollziehen, wie unsicher ihr im grunde seid, über das, worüber auch ich mir den kopf zerschlage?
wir gehen verschieden mit gegenständen um
und es ist mein fehler und meine stärke, mich ihnen hinzugeben.
ihr kotzt mich an, so wie ich mich selbst mit all den minderwertigkeitsgefühlen
und allzu menschlichen weisen

in diesem moment möchte ich alles menschliche aufnehmen und ohne worte (aus)atmen.
ich möchte die worte deiner inneren stimme hören, und sie atmen, nichts als worte atmen.
nein, ich möchte musik sein

der geschmack von utopie und zeit (und rausch)

er liebt sie, du tust es auch,
das ausmaß ist sicher unterschiedlich;
doch liebe ist für alle da.
er denkt an sie, indem er diesen augenblick für sie brennt,
er brennt,
erhabenheit in eifersucht
wie schändlich und wundervoll;
dabei will er dich nicht verletzen.
entfesselte sinneskraft
dabei hat das doch nichts damit gemein, wie frei sich gefühle unserer ethik loszusagen vermögen.
es hat damit zu tun, die idee des innersten nicht als alibi für das schlechte zu gewähren.
der aufschlag ihrer schönheit war es, der ihn behelligte,
nicht der gedanke, dass euer band auseinanderfransen könnte.
er würde bluten und halten und zuhören und reflektieren, würde dies tatsächlich passieren.